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Ablauf der Abschiebung aus Schnega im August 2020

Vor drei Monaten hat die Abschiebung einer Familie aus Schnega hier viele Menschen sehr bewegt.

 

http://zufluchtwendland.de/protest-gegen-das-vorgehen-des-landkreises-bei-einer-abschiebung/

Was ist aus der Familie geworden? Wir haben mit Frau R. telefoniert und sie zu ihrer aktuellen Situation gefragt.

In Serbien hat die Familie ein Haus in den Bergen gefunden, das sie anmieten konnte. Allerdings ohne Einrichtung, ohne Wasser, ohne Bad oder Küche. Die Kinder gehen mittlerweile zur Schule. Für den Mann ist es fast unmöglich eine regelmäßige Arbeit zu finden, da Roma-Familien offen diskriminiert werden. Die Eltern wissen nicht, wovon sie leben sollen. Auch für Decken und Kleidung ist kein Geld da. Sie haben große Angst vor dem Winter.

Von den im Wendland gesammelten Spendengeldern konnten wir Frau R. gleich bei der Abfahrt etwas mitgeben. Dreimal konnten wir Geld an sie geschickt. Wir bedanken uns im Namen von Familie R. ganz herzlich bei Euch.

Die Familientrennung

Das niedersächsische Innenministerium hatte ja eine Überprüfung wegen der Familientrennung zugesagt. Das IM hat aber keine Fehler in dem Bericht der Ausländerbehörde gefunden. Die schwangere Frau habe nach fernmündlicher Rücksprache mit der Ausländerbehörde und der Familie der Familientrennung selbst zugestimmt.

Wir haben die Familie nochmal gefragt, wie die Abschiebung gelaufen ist. Wie ist es zu der Familientrennung gekommen?

Frau R. lag im Krankenhaus, da sie starke Unterleibsschmerzen hatte und wegen ihrer Schwangerschaft sehr besorgt war. Nach drei Tagen, am 19.08.20 wurde sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch von ihrem Mann angerufen. Er war sehr aufgeregt und erklärte ihr: „Polizisten sind in der Wohnung. Sie wollen mich und die Kinder abholen. Wir sollen zurück nach Serbien. Sie haben gesagt, ich soll dich anrufen. Ich soll dich fragen, ob du mitkommst.“ Frau R. war völlig durcheinander und hat immer wieder nachgefragt. „Ich soll aber im Krankenhaus bleiben,“ hat sie ihrem Mann aufgeregt mitgeteilt, „das hat der Arzt auch gesagt.

Frau R. war nach dem Telefonat sehr nervös. Sie hat dann immer wieder versucht, ihren Mann anzurufen, konnte ihn aber nicht erreichen. Er und die Kinder wurden in der Zwischenzeit nach Serbien abgeschoben. Ihr Mann hatte mit den Kindern ein paar Sachen eingepackt und ohne seine Frau die Wohnung und Deutschland verlassen müssen.

Frau R. verlässt das Krankenhaus und macht sich auf den Weg zu ihrer Familie.

Am Morgen von diesem 19.08.20 hat Frau R. daraufhin im Krankenhaus unterschrieben, dass sie auf eigene Verantwortung die Behandlung abbricht. Zurück in der Wohnung wurde klar, dass die Familie wirklich nicht mehr da ist. Sie hat immer wieder versucht, ihren Mann zu erreichen. Zwei Tage später erklärte er ihr: das Handy wäre ihm abgenommen worden. Die Kinder haben geweint, zwei von ihnen waren krank. Daraufhin ist Frau R. nach Lüchow zur Ausländerbehörde gefahren und hat erklärt, dass sie nicht ohne ihre Familie in Schnega bleiben will.

Bei einem weiteren Besuch in der Ausländerbehörde und einem Gespräch mit der Integrationsbeauftragten und der Migrationsberatung Bleiben wurden die Konditionen der Rückfahrt geklärt. Zu keinem Zeitpunkt waren Sprachmittler*innen oder Dolmetscher*innen an dem ganzen Geschehen beteiligt. Bei den letzten Gesprächen wurde Frau R. von ihrer Mutter begleitet. Am 28.08.20 ist Frau R. dann von Hamburg aus über Istanbul nach Serbien geflogen.

Wer trägt die Verantwortung für Abschiebungen?

Die Familie hatte leider bei der aktuellen Migrationspolitik so gut wie keine Chance, hier einen regulären Aufenthalt zu bekommen. Serbien wird zu den sogenannten sicheren Herkunftsländern gezählt. Die Benachteiligung von Roma wird deutschen Beamt*innen nicht als Asylgrund anerkannt.

Eine nächtliche Abschiebung und eine Familientrennung ist in den deutschen Gesetzen aber keinesfalls vorgeschrieben. Bei der Abschiebung in Schnega will die Ausländerbehörde die Verantwortung für ihre Maßnahme nicht übernehmen und versucht, der Mutter die Verantwortung für die Familientrennung zu geben.

01.11.20 ZuFlucht Lüchow und Migrationsberatung Bleiben

Darum kämpfen wir weiter für das eigene Recht zu Gehen und zu Bleiben!